Geerdet – Künstlerische Materialforschungen
Ausstellungsdauer: 23.09. – 02.12.2023
Eröffnung am Freitag, 22.09.2023, um 19 Uhr
kuratiert von Friederike Fast, Jasmina Janoschka und Dr. Tim Pickartz
Künstler:innen: Ilana Halperin, Locuratolo, Maria Reneé Morales Garcia, David Moritz, Asad Raza, Adrien Tirtiaux
Erde ist ein lebendiges Material, das einem Prozess der ständigen Transformation unterliegt. Sie ist natürliche Ressource für die Lebensmittelproduktion und Baumaterial, sie beherbergt zahlreiche Rohstoffe und dient zugleich der Entsorgung von schädlichen Rückständen. Erde ist aber auch ideologisch besetzt und steht symbolisch für höchst widersprüchliche Themen: von Heimat bis Ödnis, von Fruchtbarkeit bis zur Vergänglichkeit des Lebens.
Angesichts des Klimawandels, anhaltender Trockenheit in bestimmten Regionen sowie damit verbundenen Erosionsprozessen, die zum Verschwinden ganzer Landmassen führen, tritt Erde auch in der Kunst wieder vermehrt in den Fokus. Diese Gruppenausstellung mit internationalen Künstler:innen zeigt traditionelle und neue, teils spekulative Umgangsformen mit Erde. Als künstlerisches Material, das sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt, kommt es hier in unterschiedlichen Kontexten zum Einsatz – ob als architektonischer Werkstoff, lebensspendende Rezeptur oder sinnbildliche Stellvertreter für Existenz und Identitätssuche.
Die Ausstellung wird den Besuchenden zugleich vielfältige Umgangsformen mit Erden eröffnen, indem sie zu individuellem und kollektivem Handeln auffordert und verschiedene Sinne anspricht, um Begegnungen untereinander sowie eine neue körperliche Verortung in der Welt anzuregen. Dabei werden sich einige Arbeiten auch unter Beteiligung von Besucher:innen oder ausgewählten Gruppen während der Ausstellungsdauer dynamisch weiterentwickeln.
VERANSTALTUNGEN
AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG
„Geerdet“ UND „RAUM FÜR KOOPERATIONEN“
Freitag, 22.09.2023, 19 Uhr
Herzliche Einladung zur Eröffnung der Ausstellungen „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“ und „Raum für Kooperationen – Frisqo“!
19.30 Uhr: Einführung durch die Kurator:innen Friederike Fast, Jasmina Janoschka und Dr. Tim Pickartz
20 Uhr: Live Performance von Frisqo
20.30 Uhr: Live Performance von Maria Reneé Morales Garcia
Der Eintritt ist frei!
Neue Erde für Osnabrück –
Lesung und Gespräch zum Werk von Asad Raza
Freitag, 27.10.2023, 18 Uhr
mit Dr. Tim Pickartz (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik Uni Paderborn, Kunstvermittler und Kurator)
In der Ausstellung „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“ ist Asad Razas begehbare Installation „Neosoil (Osnabrück)“ zu sehen, die Aspekte von Gemeinschaft, Geschichtenerzählen und Natur vereint.
In Anlehnung an sein Werk „Absorption“ werden darin verschiedene lokale Materialien und Abfallprodukte wie Haare, Biertreber und Altpapier absorbiert, um eine fruchtbare Erde zu kultivieren. Tim Pickartz, der als Kultivator in „Absorption“ gearbeitet hat und für das neue Werk in Osnabrück die Materialrecherche vorgenommen hat, wird die Werke Asad Razas vorstellen und gemeinsam mit seinen Studierenden aus seinem Buch „The Cultivators – Gespräche über Asad Razas Absorption“ lesen, um darin Aspekte von Boden, Gesellschaft, Schenken und Verantwortung beleuchten.
Der Eintritt ist frei!
Ausstellungsansicht „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“, Kunstraum hase29, 2023 / Asad Raza: Neosoil (Osnabrück), 2023, Foto: Angela von Brill
Der lebendige Tod
Joseph Beuys trifft Damien Hirst
Donnerstag, 9.11.23, 19 Uhr
mit Dr. Michael Kröger, Kunsthistoriker, Kunstvermittler und Kurator
Der Tod ist für Menschen zumeist ein (ver-)störendes Phänomen. Abgesehen von der Angst, die der Tod in uns auslösen kann – stellt er eine ästhetisch-soziale Herausforderung dar, um in seiner existentiellen Bedeutung anschaulich zu werden. Joseph Beuys und Damien Hirst beschäftigten sich – der eine 1957, der andere seit 2007 – jeweils mit den Folgen einer Todeserfahrung. Dabei sprechen Beuys‘ Leichnam und Hirsts Schädel auf je unterschiedliche Weise von der Lebendigkeit des Todes.
Eintritt frei
Locuratolo, In Search for Grounding – a Cave in a Pile, 2021, video 19:04 (still)
Asad Raza: Still from Ge (Recipe), Digital video, 2020
Im Dialog mit der Ausstellung „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“ wird im „Raum für Kooperationen“ eine partizipative Sound-Installation von Frisqo präsentiert.
Künstlerinnengespräch (online) mit Ilana Halperin
im Rahmen der SILOGESPRÄCHE der Universität Paderborn
Dienstag, 14.11.2023, 18 Uhr
Ilana Halperin beschäftigt sich seit den 1990er Jahren mit geologischen Formationen und der reichhaltigen Erdgeschichte. Ihre Arbeit führt sie dabei an verschiedene Orte weltweit – von isländischen Vulkanen bis zu Tropfsteinhöhlen in Frankreich oder Thermalquellen in Japan. Wie eine Feldforscherin eröffnet Halperin in ihrem Werk eine Langzeitperspektive auf die Genese von Mineralien, bei der sich Rückstände von allen (!) Lebewesen – in einem lebendigen Prozess der Transformation, Verdichtung und Mineralisierung – zuerst in Erde und schließlich in verschiedene Gesteinsformen und -schichten verwandeln.
Die SILOGESPRÄCHE wurden 2007 ins Leben gerufen und bieten unter wechselnden Fragestellungen ein Forum für künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstpädagogische Auseinandersetzungen. Mit Vorträgen, Diskussionen und Künstlergesprächen öffnet sich das Fach Kunst dem universitären Diskurs und einer interessierten Öffentlichkeit. Weitere Infos zu den SILOGESPRÄCHEN finden Sie hier.
Das Künstlerinnengespräch findet online via Zoom statt. Zur Teilnahme klicken Sie bitte hier.
Ausstellungsansicht „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“, Kunstraum hase29, 2023 / mit Werken von Ilana Halperin, Foto: Angela von Brill
Podiumsdiskussion: Aus fürs klassische Einfamilienhaus?
Nachhaltiges Bauen mit Lehm, Holz und Stroh in Osnabrück
Donnerstag, 16.11.2023, 18 Uhr
in Kooperation mit dem Verein für Baukultur Osnabrück
mit Sabine Djahanschah (DBU, Moderation), Marco Lange (WIO – OsnabrückerWohnungsgesellschaft), Frank Haverkamp (Hasko Lehm) und Mike Voss (Raumwelt – Modularer Holzbau)
Analog zum Thema der Ausstellung „Geerdet – Künstlerische Materialforschungen“ (bis 02.12.2023) im Kunstraum hase29 wird die Diskussion den Einsatz von natürlichen Materialien (Lehm, Stampflehm, Ton, Holz, Stroh etc.) im Bau und in der Architektur behandeln. Insbesondere wird sich das Podium näher mit der Baupraxis und vor allem auch mit der dringenden Notwendigkeit des nachhaltigen Bauens in Osnabrück beschäftigen. Ganz konkret sollen Möglichkeiten erörtert werden, vor Ort einen mehrgeschossigen Musterbau des sozialen Wohnungsbaus aus Lehm und/oder Holz zu realisieren.
Selbstverständlich wird auch die sparsame Verwendung von natürlichen Ressourcen (Erde, Biomasse, Baugrund, etc. in den Blick genommen. Eine der zu erörternden Fragen wird sein, ob die Auseinandersetzung mit der unabwendbaren Transformation des Städtebaus und die bewusste Verdichtung des Wohnangebots nicht auch ein Aus für das Einfamilienhaus bedeuten müsste.
Wir freuen uns auf eine anregende Diskussion – auch mit dem Publikum!
Kunstraum hase29 + Verein für Baukultur Osnabrück
Eintritt frei!