I AM MILLI
6.5. bis 16.7.2022
Eintritt frei! (Eine Anmeldung ist nicht erforderlich)
Fotos: Frank Gillich
kuratiert von Natasha A. Kelly
Mit Werken von Sonia E. Barrett, Nathalie Anguezomo Mba Bikoro, Zari Harat, Nadu Hormann, Mwangi Hutter, Belinda Kazeem-Kaminski, Monilola Olayemi Ilupeju, Natasha A. Kelly, Magda Korsinsky und Patricia Vester
Die Gruppenausstellung I AM MILLI mit Filmen, Performances, Bildern, Installationen, Fotografien und Objekten von elf Künstlerinnen schließt an die filmische Dokumentation „Millis Erwachen“ (2018) von Natasha A. Kelly an, in dem Schwarze Künstlerinnen unterschiedlicher Generationen über ihre Herausforderungen in und mit deutschen Kunstinstitutionen berichten. Im Folgeprojekt werden nun die Arbeiten der Künstlerinnen im Film mit den Werken weiterer Schwarzer Künstlerinnen, die alle ihren Lebensmittelpunkt im deutschsprachigen Raum haben, in Dialog gesetzt. Nicht nur die kollektiven Erfahrungen dieser Frauen, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen, die ihre politische Position und damit einhergehend einen Schwarzen feministischen Handlungsraum markieren, werden sichtbar und erfahrbar gemacht.
Der Katalog „I AM MILLI. Ikonografien des Schwarzen Feminismus“ erscheint anlässlich der Ausstellung im Orlanda Verlag Berlin.
Mit Texten von: Mahret Ifeoma Kupka, Achan Malonda, Dr. Michaela Dudley und Ciani-Sophia Hoeder
ISBN: 978-3-949545-27-6, Preis: 16 €
"MILLIS ERWACHEN"
Im Zentrum steht Kellys preisgekrönter Dokumentarfilm „Millis Erwachen“, der 2018 von der Berlin Biennale in Auftrag geben wurde. In acht aufeinanderfolgenden Kurzfilmen berichten Schwarze Frauen, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, von ihren Herausforderungen in und mit deutschen Kunstinstitutionen, von visueller Repräsentation und von politischer und sozialer Ausgrenzung. Ihre biografischen Erzählungen zeigen, inwieweit die Beschäftigung mit Kunst (in all ihren Erscheinungsformen) als „Heilmittel“ dienen kann, um gelebte emotionale Isolation, gesellschaftliche Unterdrückung, Rassismus und Sexismus zu lindern. Der Titel des Films geht auf das Gemälde „Schlafende Milli“ des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner aus dem Jahr 1911 zurück. Es zeigt den nackten Körper einer Schwarzen Frau, die auf einem Sofa liegt. Ihre Augen sind geschlossen, dennoch suggeriert lediglich der Titel, dass sie schläft. Ihr Körper ist mit einer kräftigen Linie konturiert, die Farben sind unvermischt aufgetragen. Rechts malte Kirchner eine Figur in einem leuchtenden Pink, das mit der dunklen Hautfarbe „Millis“ kontrastiert und einer afrikanischen Skulptur ähnelt, die in einer tanzenden Bewegung festgehalten zu sein scheint.
Während Kirchners „Schlafende Milli“ (1911) Dreh- und Angelpunkt der Dokumentation bildet, eröffnet Kelly mit Kirchners „Erzählende Milli“ (1910)[i] das, was der postkoloniale Theoretiker Homi K. Bhabha als einen „dritten Raum“ bezeichnet hat. Es handelt sich dabei nicht nur um einen physischen Raum, sondern um einen Ort des Übergangs, in dem rassistische und sexistische Machtbeziehungen und Normen durch ästhetische Praktiken unterminiert werden können. Zu sehen sein werden Werke von Schwarzen Künstlerinnen, die es geschafft haben, in und durch ihre Kunst ihre eigene selbstbestimmte Identität als Schwarze Frauen innerhalb der weißen deutschen Mehrheitsgesellschaft auszubilden. Thematisiert wird der gesellschaftspolitische Prozess, den Schwarze Frauen im Laufe ihrer Geschichte vom Objekt zum Subjekt durchlaufen. In diesem Sinne lässt sich I AM MILLI als Schwarzen feministischen „discourse terrain“ verstehen, ein von der Schwarzen US-amerikanischen Kulturkritikerin bell hooks vorgeschlagenes Konzept, das sich zur Erkennung und Benennung fortbestehender sozialpolitischer Ungleichheiten nutzen lässt.[ii]
Wer war Milli?
Eine Intervention von Natasha A. Kelly
26. April 2022 bis 30. April 2023 in der Kunsthalle Bremen
Foto: Installationsansicht „Schlafende Milly“ von Ernst Ludwig Kirchner in der Sammlungsausstellung „Remix“ in der Kunsthalle Bremen, Foto; Marcus Meyer Photography
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I AM MILLI ist eine weitere künstlerische Antwort der Autorin, Aktivistin und Kommunikationswissenschaftlerin Natasha A. Kelly auf die in der Kunsthalle Bremen gestellte Frage „Wer war Milli?“, das Schwarze Modell in Ernst Ludwig Kirchners Gemälde „Schlafende Milli“ (1911). Im Dialog zwischen ihren eigenen und den Arbeiten der in ihrem Film „Millis Erwachen“ (2018) portraitierten Künstlerinnen, sowie den Werken weiterer Schwarzer Künstlerinnen, die ihren Lebensmittelpunkt im deutschsprachigen Raum haben, werden nicht nur die kollektiven Erfahrungen dieser Frauen*, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen, die ihre politische Position und damit einhergehend einen Schwarzen feministischen Handlungsraum markieren, sichtbar.
Natasha A. Kelly Foto: Samia Rachel
Eine künstlerische Forschungsreihe von Natasha A. Kelly
I AM MILLI bildet den fünften Teil des multimedialen Kunstprojekts mit dem die Wissenschaftlerin, Autorin und Filmemacherin Natasha A. Kelly strukturelle Diskriminierungen in der deutschen Gesellschaft aufzeigt. Bereits erschienen sind die filmische Dokumentation „Millis Erwachen“ (2018), die dazugehörige Publikation „Millis Erwachen. Schwarze Frauen, Kunst und Widerstand“ (2018), sowie die Filmmythologie „Milli‘s Rising“ (2019). Für die Ausstellung konzipiert Natasha A. Kelly gemeinsam mit der Künstlerin Monilola Olayemi Ilupeju das performative Teilprojekt „Milli’s Ghost“, was während der Gruppenausstellung zu sehen sein wird. Zeitgleich zur Schau in Osnabrück ist eine Intervention von Natasha A. Kelly in die Dauerausstellung der Kunsthalle Bremen zu sehen. Unter dem Titel “Wer war Milli?“, das Schwarze Modell der Brücke Künstler kommentiert die Künstlerin und Kuratorin das Gemälde „Sleeping Milli“ (1911) des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, das dem Gesamtprojekt gewidmet ist.
Veranstaltungen
Ausstellungsführung
für Pädagog*innen, Lehrer*innen und Multiplikator*innen von und mit Natasha A. Kelly
Samstag, 7.5.2022 11.30 – 13.30 Uhr
Eintritt frei! Wir bitten um Anmeldung
Vortrag
Der Blick zurück nach vorne: Schwarzer Feminismus in Deutschland
Vortrag von Natasha A. Kelly
Samstag, 07. Mai 2022, 18 – 20 Uhr
Der Vortrag und das Gespräch werden live als Videokonferenz per ZOOM übertragen. Bitte nutzen Sie diesen Link
Ort: Kunstraum hase29
Eintritt frei! Wir bitten um Anmeldung
Ein Elter-Kind-Nachmittag im Atelier des Kunstraums hase29
Kunst und Kochen- Spaß in Atelier und Küche
Der Termin muss leider in den September verschoben werden. Den neuen Termin geben wir auf usnerer Homepage unter unseren Vermittlungsangeboten an.
Ort: Atelier des Kunstraums hase29
Kinder ab 5 Jahren gestalten mit den Künstlerinnen Nina Lükenga und Jessica Fleming aus Lebensmittelverpackungen und Resten aller Art kleine Kunstwerke. Während sie ihre Bilder, Objeke und Collagen gestalten, probieren ihre Eltern unter Anleitung neue Gerichte aus.
Kosten je Eltern /Kind Paar 8,- €/
Wir bitten um Anmeldung
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Helen Nintemann ist bekannt für Ihre panafrikanische Küche. Unter ihrer Anleitung lernen Erwachsene Interessantes über typisch afrikanische Lebensmittel und ihre Zubereitung. In dem 90 minütigen Kochkurs werden leckere Speisen zubereitet, die im Anschluss gemeinsam mit den Kindern zum Abendessen verspeist werden.
Natasha A. Kelly Foto: Samia Rachel
#kunstfreiheit: Let’s talk about …
… mit Wissenschaftlerin, Autorin und Kuratorin Natasha A. Kelly und den Künstlerinnen hinter „Millis Erwachen“
Donnerstag, 30. Juni 2022, 19 – 21 Uhr
Ort: Kunstraum hase29 und Live-Stream (Link wird auf der Homepage bekannt gegeben)
Eintritt frei!
In Kooperation mit den Osnabrücker Vielen
Nach einer kurzen Einführung zur Entstehung des Films „Millis Erwachen“ (2018) durch Natasha A. Kelly und Julia Scheck (Unabhängiges FilmFest Osnabrück / Die Osnabrücker Vielen) spricht die Filmemacherin mit ihren Protagonistinnen Maseho, Nadu Hormann, Zari Harat und Patricia Vester, von ihren in der Ausstellung gezeigten Werken, sowie von ihren Erfahrungen im Kunst- und Kulturbetrieb vor und nach Corona.
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Nadu, Zari und Patricia sind drei von acht Protagonistinnen, die die Gemeinsamkeit haben als Schwarze FLINTA* ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland zu haben und im Kunstkontext tätig zu sein. Ihre biographischen Erzählungen in dem Dokumentarfilm „Millis Erwachen“ (2018), der Teil der Ausstellung ist, zeigen, inwieweit die Beschäftigung mit Kunst (in all ihren Ausprägungsformen) als „Heilmittel“ dienen kann, gelebte emotionale Isolation und gesellschaftliche Unterdrückung zu lindern. Im Gespräch mit der Filmemacherin Natasha A. Kelly erzählen die Künstlerinnen nun von ihren in der Ausstellung gezeigten Werken, sowie von ihren Erfahrungen im Kunst- und Kulturbetrieb vor und nach Corona.
Malonda und After-Show Party mit DJ Grace Kelly
Konzert, Samstag, 01.07.2022 Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt frei! Wir bitten um eine Spende zugunsten Geflüchter.
Sängerin und Songwriterin MALONDA, Tochter einer Kongolesin und eines Sudanesen, ist nicht nur verliebt in die Musik, sondern zaubert mit der Anmut einer Hildegard Knef oder Grace Jones als Elektrik Diva Ohrwürmer auf die Bühne. Für den Katalog zur Ausstellung steuerte die Künstlerin einen Text bei, der sich entlang der eigenen Biografie mit der Dekolonialisierung Schwarzer weiblicher Sexualität auseinandersetzt. Mit ihrem Auftritt wird der Text nun um eine audiovisuelle Dimension erweitert: In einem in der Ausstellung inszenierten Konzert wird das Video zum eigenen Song „Sexlied“ Premiere feiern. Begleitet wird MALONDA von DJ Grace Kelly, die im Anschluss zur After-Show-Party einlädt.
Schwarz. Deutsch. Weiblich
Öffentliche Kuratorinnen Führung mit Natasha A. Kelly
Samstag, 02. Juli 2022, 11.30 – 13.30 Uhr
Eintritt frei! Wir bitten um Anmeldung
Fotos: Angela von Brill
Fotos: Angela von Brill
Millis Erwachen
von Natasha A. Kelly
Nadu, Jahrgang 1955, Maskenherstellerin, Naomi, Jahrgang 1965, Schauspielerin, oder Maciré, Jahrgang 1995, Studentin sind drei von acht Protagonistinnen, die die Gemeinsamkeit haben als Schwarze Frauen* ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland zu haben und im Kunstkontext tätig zu sein. Ihre biographischen Erzählungen zeigen, inwieweit die Beschäftigung mit Kunst (in all ihren Ausprägungsformen) als »Heilmittel« dienen kann,gelebte emotionale Isolation und gesellschaftliche Unterdrückung zu lindern. Denn Schwarze Frauen* wurden seit jeher durch den weißen männlichen Blick erotisiert und exotisiert. In den als »Klassiker« geltenden Werken vieler Expressionisten wurden sie lediglich als »Objekte der Begierde« abgebildet.