so urban! Kunst und Stadtverortungen

21. September – 28. September 2018

Ausstellung
Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler haben den Osnabrücker Neumarkt im Zeitraum vom 21.9. bis 28.9.2018 als Experimentierfeld genutzt. Dieser Stadtraum, der sich im Moment als Baustelle präsentiert, wurde von den Kunstschaffenden mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln erkundeten. Passanten und AnwohnerInnen wurden dazu eingeladen, ihre gewohnten Bewegungs- und Blickrichtungen einmal zu unterbrechen und neu auszurichten.

Eine Projektdokumentation finden Sie auf tangency.

Thema
Wie können Räume, Nischen, Eingänge, Sichtachsen, Materialität und Farbigkeit auf neue Weise sichtbar gemacht werden? Wie erscheinen Dinge, die im alltäglichen Umgang häufig übersehen werden auf neue und interessante Weise? Welche Eingriffe und Intervention können die Wahrnehmung eines gewohnten Umfelds verändern? Mit ihren Werken luden insgesamt 8 Künstlerinnen und Künstler dazu ein, an ungewöhnlichen Aktionen teilzunehmen und dabei neue Aufmerksamkeiten zu erzeugen. Was gefällt uns an Urbanität, was empfinden wir als störend, gefährdend, kritisch?

Während die Aktionen und künstlerischen Interventionen am Neumarkt/ bereits nach kurzer Zeit wieder verschwanden, konnten die Werke der beteiligten Künstlerinnen und Künstler in hase29 – Gesellschaft für zeitgenössische Kunst in der Hasestraße 29/30 bis zum 17. November 2018 weiterhin erkundet werden. Die Ausstellung „so urban!“ bot die Möglichkeit, Fragen zur Urbanität aus unterschiedlichen Perspektiven neu zu reflektieren.

Eine Kooperation mit TOP.OS Verein für Neue Kunst e.V.

Teilnehmende Künstler*Innen

Clemens Behr
Stella Geppert
Jakob&Manila
Katerina Kuznetcowa & Alexander Edisherov
Diana Sirianni
Elisabeth Windisch

Kurator*In

Dirk Manzke (Idee)
Elisabeth Lumme
Tim Roßberg

Sponsoren

Teilnehmende Künstler/Innen

im Detail

Clemens Behr, „Mittlere Katastrophe“, 2018 Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29

Clemens Behr

Mittlere Katastrophe

Eine raumgreifende Installation, die die vorhandene Materialität vor Ort sowie die Architektur aufgreift und versucht zu kopieren. Jedoch wird diese auf dekonstruktivistische und konstruktivistische Art wiedergegeben. Städtische Möbel/Architektur sollen dargestellt werden, wie nach einem konstruktivistischen Verkehrsunfall. Eine alltägliche humoristische Katastrophe.

Stella Geppert „Augenblicksverknüpfung“,
Performance, 2018, Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29 

Stella Geppert

Augenblicksverknüpfung, Performance

Landvermesser und Landvermesserinnen, auch Geodäten genannt, stellen sich der Aufgabe, die Erdfigur in ihrer Größe und Form zu bestimmen. Stella Geppert nutzt am Neumarkt Osnabrück die Technik der Landvermessung um den Ort in seiner Vielschichtigkeit zu erfassen.
Jeweils vier bis sechs Performerinnen und Performer loten die körperlich-räumlichen sowie kommunikativen Aspekte der Landvermessung aus. Wo liegen die Grenzen der Kommunikation? Wie wirken zwischenmenschliche Kontaktaufnahmen in der Nähe und in der Ferne? Wie lange dauert es, bis sich Blicke einander finden? Wie verhalten sich soziale Räume zum großen Ganzen – dem Erdkörper? Die Künstlerin untersucht in einer choreografischen Vermessungsperformance die emotionalen Zwischenräume zwischen entfernt liegenden menschlichen Messpunkten.

Jakob&Manila, „Wonderful World“, 2018, Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29

Jakob&Manila

Wonderful World

Passanten des Osnabrücker Neumarktes werden an einem „Infostand“ von dem Künstlerpaar Jakob&Manila eingeladen, rosarote Brillen aufzusetzen und die Umgebung zu erkunden. In einem anschließenden Interview werden die Beobachtungen festgehalten, die die Teilnehmenden etwa bei Spaziergang in der Umgebung gemacht haben. Welche unbekannten Eindrücke konnten sie sammeln? Wie wirkt sich die visuelle Veränderung auf die Wahrnehmung der Umgebung aus? Die Beteiligten werden im Anschluss an die Felderkundung gebeten zu beschreiben, was sie gesehen haben. Die gesammelten O-Töne dienen den Künstlern als Grundlage für eine Videoarbeit.
Katrina Kuznetcowa & Alexander Edisherov, „Reassemble“, 2018, Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29

Katrina Kuznetcowa & Alexander Edisherov

Reassemble

Das Künstlerpaar flechtet mit farbigen Bändern ein geometrisches Muster in Absperrgitter, das die „verschlüsselte“ Problematik des Neumarktes andeutet: Zwei verschiedene Hälften, die durch zackig gehaltene Linien miteinander verwoben sind, werden zu einem kodierten Signalbild für den Neumarkt. An der Grenze zwischen Alt- und Neustadt entstanden, hat der dieser Ort im Zentrum bis heute seine Form als eine Trennlinie bewahrt. Das Flechtwerk in den Absperrgittern steht für einen funktionalen Wandel und für neue Bilder: Aus der Absperrung wird ein Informationsträger. Für das Projekt „Tangency 2018“ wird das Künstlerpaar an mehreren Absperrgittern am Neumarkt eine Woche lang weben. Am Ende werden die Flechtwerke in einer Prozession vom Neumarkt bis zum Kunstraum „hase29“ getragen, wo sie in der Ausstellung „so urban!“ zu besichtigen sind.
Diana Sirianni, Neumarkt, 2018, Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29

Diana Sirianni

Neumarkt

Fotografien von ausgewählten Bereichen einer Fassade werden von der Künstlerin durch digitale Manipulationen verfremdet. In Form großformatiger Abzüge werden diese Bildmotive an den entsprechenden Fassaden aufgetragen und sorgen so für einen irritierenden Effekt. Durch die augenscheinliche Verdoppelung von fotografischem Motiv und Fassade ergeben sich optische Verschiebungen, die das Auge beanspruchen und die zu genauem Hinsehen verleiten. Diana Sirianni schafft eine räumliche Fotocollage, die wie eine Bühne wirkt, auf der sie sich zusammen mit Passanten bewegt. An zwei Tagen kommt Diana Sirianni mit Passanten ins Gespräch und lädt sie ein, Teil ihrer künstlerischen Intervention zu werden.

Elisabeth Windisch, „o.T.“, 2018, Osnabrück © Foto Kerstin Hehmann | hase29

Elisabeth Windisch

o.T. 

Der Neumarkt ist visuell geprägt von asphaltierter Fläche, Absperrung und permanent gewordenen temporären Leitsystemen. In dem durch Baustellen chaotisch anmutenden Stadtzentrum baut die Künstlerin über mehrere Tage mit Sicherheitsbaken eine Wand von ca. 3 m Höhe 9 m Länge. Die Ordnung und Farbigkeit der Elemente wirkt einerseits wie eine irritierende Barriere zwischen Fußgängerbereich und Verkehrsfläche andererseits erregt ein ungewöhnliches Muster die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden. Passanten sind eingeladen, einzelne Elemente umzubauen und so immer neue dreidimensionale Muster zu gestalten.