ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHE-PERSPEKTIVEN

Veranstaltungsprogramm im Kunstraum hase29
Februar – April 2024

Vor dem Hintergrund des wiedererstarkenden Antisemitismus in Deutschland, der zunehmenden Bedrohung jüdischer aber auch muslimischer Menschen und angesichts der Polarisierung zwischen Personen, die entweder der israelischen oder der palästinensischen „Seite“ zuneigen, setzt der Kunstraum hase29 mit dem umfangreichen Veranstaltungsprogramm „Israelisch-Palästinensische-Perspektiven“ ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit mit den Opfern des durch die Hamas verübten Terrorakts vom 7. Oktober 2023 sowie mit den Opfern der daraus folgenden kriegerischen Handlungen in Israel und Gaza.

Das Veranstaltungsprogramm schafft einen Raum für Begegnung und Austausch, der differenzierte Perspektiven eröffnet und das Publikum dazu einlädt, sich mit der israelischen und palästinensischen Kultur auseinanderzusetzen. In Zeiten zunehmender Polarisierung möchten wir zu friedvollen und demokratischen, allerdings auch kritischen Dialogen animieren und einen Beitrag zum interkulturellen Miteinander in der Friedensstadt Osnabrück leisten.

Veranstalter hase29

in Kooperation mit der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Osnabrück, dem Diözesanmuseum Osnabrück, dem European Media Art Festival, dem Filmfest Osnabrück, der Kunsthalle Osnabrück, dem Literaturbüro Westniedersachsen, dem Museumsquartier Osnabrück und der VHS Osnabrück

Die Kooperationspartner verantworten ihre jeweiligen Veranstaltungen, jedoch nicht das Gesamtprogramm. Die Förderer vertreten nicht in jedem Fall die Inhalte oder Meinungen, die in den einzelnen Veranstaltungen des Programms präsentiert werden.

Wir danken allen mitwirkenden Institutionen für ihre Bereitschaft, zu einem multiperspektivischen Veranstaltungsprogramm beizutragen.

Veranstaltungen Februar – April 2024

Ausstellung: „Double Take / Der zweite Blick Rehearsing the Spectacle of Spectres“

Die Ausstellung „Double Take / Der zweite Blick” im Kunstraum hase29 zeigt die Videoarbeit „Rehearsing the Spectacle of Spectres” (2014) der beiden israelischen Künstler Nir Evron und Omer Krieger. Im Zentrum ihrer Arbeit steht der Kibbuz Be’eri, eine 1946 gegründete Kollektivgemeinschaft im Süden Israels in der Nähe des Gazastreifens. In dieser geopolitisch brisanten Lage gehörte der Kibbuz Be’eri zu einem der Orte, die beim Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 am schwersten getroffen wurden.

Mit ihrer Arbeit schaffen Nir Evron und Omer Krieger ein poetisches Bild des Kibbuz – einer einzigartigen kollektiven sozialen Lebensform, die als Teil der zionistischen Bewegung entstanden ist. Das Video betont die Architektur des Zusammenlebens und das kollektive Miteinander. Heute – rund 10 Jahre nach seiner Entstehung – bietet das Werk den Betrachtenden unwiederbringliche Einblicke in eine Gemeinschaft und eine bauliche Umwelt, die sich durch die Ereignisse der letzten Monate für immer verändert haben.

Eintritt frei!

Bild: Rehearsing the Spectacle of Spectres (Film still), 2014, Nir Evron und Omer Krieger

Filmprogramm im Kunstraum hase29

17.02.2024-13.04.2024 – Kunstraum hase29

„Once I Entered a Garden” (IL/FR/CH, 2012) von Avi Mograbi
ausgewählt von Nir Evron und Omer Krieger

Es beginnt mit einem Traum über eine unmögliche Begegnung zwischen Avi Mograbi und seinem Großvater Ibrahim vor ihrem Haus in Damaskus im Jahr 1920. Welche Sprache sprachen sie? Avi beherrscht nur rudimentäres Arabisch, während Ibrahim noch nicht einmal Hebräisch gelernt hat. Um seinen Traum zu verwirklichen, wendet sich Avi an seinen Arabischlehrer und guten Freund Ali Al-Azhari und schlägt ihm vor, gemeinsam einen Film zu drehen, „bis zum letzten Schliff“, wie Ali es ausdrückt. In typischer Mograbi-Manier verwebt der Filmemacher eine Erzählung über das Filmemachen mit dem Film selbst, einem Film über Identität, der unsere grundlegenden Annahmen darüber hinterfragt, was uns zu dem macht, was wir sind. (100 Min.)

„Der große Bücherraub” (IL/USA/UK, 2007-2012) von Benny Brunner
ausgewählt von der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft

Der Film erzählt die wenig bekannte Geschichte der Zerstörung der palästinensischen Kultur im Jahr 1948 und basiert auf der wissenschaftlichen Forschung des israelischen Doktoranden Gish Amit. Anhand von Interviews mit Augenzeug:innen und historischem Bildmaterial beleuchtet Benny Brunner das für die kulturelle Identität der palästinensischen Bevölkerung einschneidende Erlebnis. (57 Min.)

Eintritt frei!

Ausstellung in der Außenvitrine des Kunstraums hase29: „Skateboarden in Gaza“

17.02.2024-13.04.2024 – Außenvitrine / Kunstraum hase29
in Kooperation mit der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft

Skateboarden hilft jungen Menschen, besonders in Krisenregionen, Selbstvertrauen aufzubauen. Die Jugendlichen lernen, nach einem Sturz wieder aufzustehen, sich gegenseitig zu helfen und sich den Herausforderungen ihrer Umgebung zu stellen. Die Ausstellung in der Außenvitrine des Kunstraums hase29 präsentiert Fotografien von Mädchen und Jungen, die dank der Unterstützung des 2009 von Titus Dittmann gegründeten Vereins skate-aid international e.V. auf den Straßen Gazas mit Skateboards unterwegs sind.

Die Fotoausstellung mit Bildern palästinensischer Fotograf:innen wurde von der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft und dem Network of Photographers for Palestine organisiert und bereits mehrfach ausgestellt. In der Außenvitrine des Kunstraum hase29 ist eine Auswahl der Bilder zu sehen.

Eintritt frei!

 

Die Ausstellung ist zugleich Ausgangspunkt für einen Workshop für Jugendliche, bei dem Titus Dittmann und Ursula Mindermann, Vize-Präsidentin des DPG e.V., aus erster Hand berichten, wie das Skateboarden Jugendlichen in Krisengebieten bei der Bewältigung ihres Alltags lebenswichtige Impulse geben kann. Im anschließenden Kreativteil können die Schüler:innen zusammen mit den Künstlerinnen Nina Lükenga und Eva Lause mit Streetart-Techniken experimentieren.

Vortrag: „Frei zu sein in unserem Land – Israel und Palästina“

von Prof. Dr. Rüdiger Robert (Politikwissenschaftler)
Dienstag, 20.02.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29
in Kooperation mit der VHS Osnabrück

Der terroristische Angriff der Hamas auf den Staat Israel wirft die Frage nach der Entstehung des Konflikts zwischen Juden und Muslimen auf. Handelt es sich um einen jahrtausendealten Konflikt oder eine Entwicklung, die sich erst in der Neuzeit vollzogen hat? Der Vortrag will die komplexe Geschichte des Konflikts aufzeigen und auf diese Weise ein eigenständiges Urteil ermöglichen.

Moderation: Dr. Tobias Pischel de Ascensão (Geschäftsführer, VHS Osnabrück)

Eintritt frei!

Filmvorführung: „Der große Bücherraub“ (IL/USA/UK, 2007-2012)

von Benny Brunner 
Dienstag, 27.02.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29
in Kooperation mit der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft

Der Film erzählt die wenig bekannte Geschichte der Zerstörung der palästinensischen Kultur im Jahr 1948 und basiert auf der wissenschaftlichen Forschung des israelischen Doktoranden, Gish Amit. Anhand von Interviews mit Augenzeug:innen und historischem Bildmaterial beleuchtet Benny Brunner das für die kulturelle Identität der palästinensischen Bevölkerung einschneidende Erlebnis. (57 Min.)

Anschließende Diskussion mit Nazih Musharbash (Präsident, Deutsch-Palästinensische Gesellschaft)

Eintritt frei!

Bild: Der große Bücherraub (Film still), 2007-2012, Benny Brunner

Podiumsdiskussion: Boykott und Absagen. Wie zerrüttet ist der Kulturbetrieb?

mit Johan Holten (Direktor, Kunsthalle Mannheim), Mira Anneli Naß (Kunsthistorikerin, Fototheoretikerin und Kunstkritikerin, Universität Bremen), Uta M. Reindl (Kunstkritikerin, Kuratorin) und Wolfgang Ullrich (Kunsthistoriker, Publizist)
Moderation: Ann-Katrin Günzel (Kunstwissenschaftlerin, Chefredakteurin, Kunstforum international)

Freitag, 01.03.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29

Im Rahmen der Podiumsdiskussion widmen sich die Kunstexpert:innen den Auswirkungen des Nahost-Konflikts auf den deutschen Kulturbetrieb und diskutieren dabei über die umstrittene Antisemitismus-Klausel, den BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages, den Boykott Aufruf „Strike Germany“ und das Thema Meinungsfreiheit in der Kunst.

Eintritt frei!

Vortrag: „Antisemitismus in Kunst und Karikatur – Was sind proble-
matische Bilder und wie gehen wir mit ihnen um?“

von Dr. Andreas Mertin (Theologe, Kunsthistoriker, Kurator)
Dienstag, 12.03.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29
in Kooperation mit der VHS Osnabrück

Mit der documenta fifteen wurde zum ersten Mal in Deutschland in einem öffentlichen Gespräch über den Antisemitismus und den israelbezogenen Antisemitismus in der Bildenden Kunst und in der Kultur allgemein gestritten. Vor allem seit dem 07. Oktober 2023 hat sich die Debatte noch verschärft. Was aber sind „antisemitische Bilder“ und auf welche Traditionen können sie zurückgreifen? Der Kulturwissenschaftler Dr. Andreas Mertin hatte schon 2023 einige der inkriminierten Werke der documenta fifteen analysiert und auf ihren antisemitischen Inhalt untersucht. Ausgehend von diesen Analysen will er in seinem Vortrag zum einen auf die Geschichte des Antisemitismus in der christlichen Kunst eingehen, die in den gegenwärtigen Bildwelten immer noch eine wichtige Rolle spielt. Dann wird er exemplarisch drei Werke der Documenta fifteen mit ihrem Problemgehalt vorstellen und schließlich einen Blick werfen auf die Karikaturen, die weltweit nach dem 07. Oktober 2023 entstanden sind. Immer geht es um die Frage: Woran erkennt man, dass ein Bild antisemitisch ist?

Moderation: Dr. Hermann Queckenstedt (Direktor, Diözesanmuseum Osnabrück)

Eintritt frei!

Dr. Andreas Mertin (*1958) ist Theologe, Kunsthistoriker und Ausstellungskurator. Er gibt das E-Zine tà katoptrizómena. Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik heraus und beschäftigt sich mit dem Verhältnis von visueller Kultur und Religion. Aktuell arbeitet er zum Thema „Israelkritik in der Karikatur“.

Filmvorführung: „Cinema Sabaya“ (Israel/2021)

von Orit Fouks Rotem
Mittwoch, 13.03.2024, um 18 Uhr – Lagerhalle Osnabrück
in Kooperation mit dem Filmfest Osnabrück

Als Regisseurin Rona einen Video-Workshop für arabische und jüdische Frauen in einem Gemeindezentrum ins Leben ruft, scheint ein enges Band unter den Frauen anfangs ein Ding der Unmöglichkeit. Zu verschieden sind ihre kulturellen und religiösen Lebenswelten. Doch mit jeder selbst gemachten Filmaufnahme, die die Frauen miteinander teilen, kommen sie sich selbst und den anderen näher. Woche für Woche begeben sich die Kursteilnehmerinnen auf die Suche nach Bildern für ihre unausgesprochenen Wünsche, Träume und Gedanken als Mütter, Töchter, Ehefrauen und Frauen. Ein intimer Blick auf neun Leben mit dem Mut sich selbst und andere im neuen Licht zu sehen.

(hebräische/arabische Originalfassung mit englischen Untertiteln, 91 Min.)

Eintritt: 8€ / erm. 7€

Bild: Memento International, Foto: Ella Barack

Filmvorführung: „Das Herz von Jenin“ (Deutschland/Israel, 2008)

von Marcus Vetter und Leon Geller
Sonntag, 17.03.2024, um 11.30 Uhr – Cinema Arthouse
in Kooperation mit dem Filmfest Osnabrück

Der Film erzählt die Geschichte des Palästinensers Ismail Khatib aus Jenin, der die Organe seines von israelischen Soldaten erschossenen Sohnes an israelische Kinder spendete. Dieses 2008 entstandene beeindruckende Dokument von Leon Geller und Marcus Vetter zeigt die scheinbar unüberwindlichenRessentiments zwischen Israelis und Arabern, aber auch, dass Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft diesen Konflikt einmal überwinden könnten. (Altersempfehlung: 14 Jahre)

(hebräische/arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln, 89 Min.)

Anschließendes Gespräch mit dem Regisseur Marcus Vetter.

Eintritt: 7€ / erm. 6€

Foto: Eikon

Aufgrund einer Erkrankung fällt das Konzert leider aus!!

Konzert: Jüdische Musik von Klezmer bis Klassik und palästinensische Gedichte

Donnerstag, 04.04.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29

Christiane Kumetat (Violine) und Viola Mokrosch (Klavier) präsentieren jüdische Musik zwischen Klezmer und Klassik mit Werken von Ernest Bloch, John Williams und Paul Ben-Haim. Reinhold Mokrosch liest palästinensische Lyrik von Mahmoud Darwish und Fadwa Touqan. In Musik und Lyrik spiegeln sichauf jüdischer und auf palästinensischer Seite eine Suche nach Identität und die Sorge um einen Verlust derselben.

Eintritt frei!

Die interreligiöse Führung³: Christen, Juden und Muslime im Gespräch

Dienstag, 09.04.2024, 17-20 Uhr – Treffpunkt St. Peter Dom
in Kooperation mit dem Diözesanmuseum Osnabrück

Bei dem Rundgang führen Jessica Löscher (Museumspädagogin, Diözesanmuseum), Dua Zeitun (islamische Theologin) und ein Vertreter der jüdischen Gemeinde gemeinsam durch den St. Peter Dom, die Ibrahim Al-Khalil Moschee Osnabrück wie auch die Osnabrücker Synagoge und bieten Einblicke in den Glaubensalltag der jeweiligen Religion. Im Zentrum steht die Frage, was die Weltreligionen miteinander verbindet – aber auch, was sie voneinander trennt.

Anmeldung über das Diözesanmuseum unter: 0541 318 481

Eintritt frei!

Filmvorführung und Gespräch: „Erlösung&Erziehung

mit dem Forum Demokratische Kultur und Zeitgenössische Kunst und Nanne Buurman
Donnerstag, 11.04.2024, um 18 Uhr – Kunstraum hase29
in Kooperation mit der Kunsthalle Osnabrück und dem Museumsquartier Osnabrück

Es ist relativ neu, dass über die kulturellen Dimensionen des Antisemitismus auch in der Gegenwartskunst debattiert wird. Dabei war Antisemitismus schon immer Teil des Zeitgeistes. Über die Sprache und die Bilder der Kunst wurde der Antisemitismus schon immer popularisiert. Um diese Kontinuität geht es in dem Film „Der Erlösungskomplex“ (DE, 21:09 min) vom Forum Demokratische Kultur und Zeitgenössische Kunst.

Nach der Filmvorführung wird das Publikum zu einem Gespräch zwischen den Künstlern und der Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Nanne Buurman eingeladen.

Eintritt frei!

Weitere Informationen zum Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst

Das Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst ist ein Ort für künstlerische Kulturkritik. Gegründet wurde es von den beiden Künstlern Fabian Bechtle und Leon Kahane. In Kooperation mit Kulturinstitutionen produziert das Forum künstlerische Beiträge und Begleitprogramme zu aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten mit besonderem Fokus auf die kulturellen Kontinuitäten des Antisemitismus. Bisherige Aktivitäten des Forums umfassten u.a. die Tagung „Antisemitismus als Kontinuität kulturpessimistischer Weltbilder“ im Neuen Berliner Kunstverein (2018), die Diskussionsveranstaltung „um des lieben Frieden willen“ im Museum der bildenden Künste Leipzig (2019), die Diskussionsreihe „Kontinuitäten des Antisemitismus“ in der Volksbühne Berlin (2019-2021), die Videovorträge „Antimoderne Kontinuitäten“ für das Weserburg Museum für Moderne Kunst in Bremen (2020), die Produktion der „Forum Infoclips“ im Rahmen der Ausstellung „I will survive“ von Hito Steyerl im Düsseldorfer K21 (2020/2021), die Ausstellung „Forum TV“ im Traklhaus Salzburg (2021), der Podcast „Antisemitismus im Kunstfeld“ (2021), die Filmproduktion „Freiham/Neuaubing“ für das Projekt Departure Neuaubing des NS-Dokumentationszentrums in München (2022), die Ausstellung „Walhalla to Birkenau“ in der Kunsthalle Osnabrück (2022) sowie die Filmproduktion „Der Erlösungskomplex“ für die Tagung „Von der Kunstfreiheit gedeckt?“ im Haus der Wannseekonferenz (2023).

Weitere Informationen zu Nanne Buurman

Nanne Buurman ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Kunsttheorie an der Universität zu Köln. 2018 bis 2020 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für documenta- und Ausstellungsstudien an der Kunsthochschule Kassel am Aufbau des documenta Instituts und des transdiziplinären Forschungszentrums für Ausstellungsstudien (TRACES) der Universität Kassel beteiligt und hat die Webplattform documenta studien mitbegründet. 2019 leitete Nanne Buurman das Projektseminar „in freiheit dressiert // being natural is simply a pose“, in dem sie mit Studierenden der Kunsthochschule Kassel die Indienstnahme von Natur und Natürlichkeit durch (neu)rechte Bewegungen und neoliberales Nachhaltigkeitsmarketing kritisch befragte. Die Auseinandersetzungen mit den politischen Ambivalenzen lebensreformerischer Reinigungsbewegungen der letzen gut hundert Jahre mündete in eine Ausstellung in Kassel, die als performatives Gastspiel im Rahmen des „Show and Try Again“ Jubiläumsprogramms des Masterstudiengangs Kulturen des Kuratorischen in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wieder aufgeführt wurde. 2020 bis 2022 co-leitete sie die „dis_continuities“-Forschungsgruppe zur Erforschung von NS-Kontinuitäten bei der documenta. In diesem Zusammenhang gründete sie mit Kolleginnen aus Leipzig 2020 das hochschulübergreifende Projekt „Rechte Kontinuitäten in der Kunstausbildung und an Kunsthochschulen“ und kuratierte 2021 die Versuchsanordnung „wir alle sind gespenster: haunting infrastructures“ im Kasseler Kunstverein. 2022 organisierte Nanne Buurman im Rahmen der documenta fifteen auf Einladung der Ghetto Biennale Haiti das Projekt „g/hosting the past“, in dem es um den Umgang mit invisibilisierten völkisch-nationalen und kolonialen Geschichten von Ausstellungen wie der documenta ging. Ihr Beitrag „angels of history: gothic gowns/formless forms“ problematisierte u.a. antisemitische Kontinuitäten in der deutschen Kultur, insbesondere in der documenta (Vor-)Geschichte.

Portrait, Forum DCCA, 2022 © DCCA

Produktionsstill „Der Erlösungskomplex“, Forum DCCA, 2023 © DCCA

Performative Bürger:innen-Lesung: „Reden. Einordnen. Solidarisch sein.“

Samstag, 13.04.2024, um 19 Uhr – Kunstraum hase29
in Kooperation mit dem Literaturbüro Westniedersachsen und der VHS Osnabrück

Im Dschungel der medialen Berichterstattung rund um den Nahost-Konflikt und die Ereignisse seit dem 7. Oktober 2023 beleuchtet die performative Lesung der VHS-Laientheatergruppe „Szene 17/15“ unter Leitung von Britta Habuch ausgewählte Aspekte und Fragestellungen in Presseartikeln, die kennzeichnend sind für die aktuelle Debatte über Grenzen der Kunst- und Meinungsfreiheit und den Umgang mit Kunstschaffenden. Als zweites Element des Veranstaltungsabends schließt sich ein Publikumsgespräch an die Performance an, um über die erfahrenen Positionen und Argumente in den Dialog zu kommen.

Moderiert wird dieses Publikumsgespräch von Lydia Ziemke, die als freie Regisseurin selbst intensiv im arabischsprachigen Raum und auch in Israel gearbeitet hat und so ihren besonderen Blickwinkel auf die aktuelle Debatte einbringen kann.

Eintritt frei!